GNTM: Julia bewirbt sich mit Alopecia areata als Topmodel

Da nicht jede/r die Sendung von Heidi Klum mag und anschaut und längst nicht alle von euch in den sozialen Netzwerken aktiv sind, möchte ich meinen Kommentar zur ersten Alopecia-Areata-Bewerberin bei Germany’s Next Top-Model für alle zugänglich in meinem Blog veröffentlichen.
Julia F. ist 20 Jahre alt und stammt aus Schweinfurt. Sie hat einen Freund. Aber wie sehr viele betroffene Frauen hat sie sich vor ihm noch nie ohne Perücke gezeigt. Die Bewerbung bei GNTM hat sich Julia also als ganz persönliche Therapie ausgesucht. Und sie hat Erfolg in der Sendung und ist schon ein ganzes Stück weiter, während andere Kandidatinnen ausscheiden mussten.

Es ist eine richtige Entscheidung, die Julia getroffen hat, so wie ich damals vor über 40 Jahren als noch kein Internet und keine Sendeformate wie GNTM gab. Ich weiß gar nicht mehr, ob es überhaupt schon private TV-Sender gab.

Ich war damals Model in lokalen Fashionshows, Modell für Künstler und Fotografen und auch Schminkmodel in der Flora in Köln. Es war für mich eine große Überwindung und so wird es auch für Julia gewesen sein. Es war interessant, die Reaktionen der anderen, behaarten Bewerberinnen zu erleben. Es hat mich viel Kraft gekostet. Es war heftig, aber dafür auch nachhaltig, denn dadurch, dass der Fokus auf andere Aspekte meiner Aussehens gelegt wurde (nicht auf die Haare), gewann ich ein neues Gefühl für mein neues Selbst.

Es war eine Expositionsübung: Setze dich der Situation aus, die dir Angst macht!

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Fashionshow Schinke Couture 2017 Foto: Privatbesitz Jenny Latz

Und ab und zu bin ich noch heute als Hobby-Model aktiv – mit 60 Jahren und immer noch ohne Haare!

Eine „theoretische“ Psychotherapie hätte mich sehr viel mehr Zeit und vielleicht auch Geld gekostet. Dass meine Auftritte ohne Haare auch noch mit Honoraren belohnt wurden, machte die ganze Sache noch besser für mein Selbstwertgefühl.
Insofern ist das, was Julia F. und einige andere junge Frauen mit Areata machen nicht viel anders als das, was ich in ihrem Alter mutig erleben durfte. Aber anders ist heute, dass man sehr viel Aufmerksamkeit über das Internet und die sozialen Netzwerke erzielen kann.
Andererseits ist solch ein Auftritt in einer Fernsehsendung immer nur eine Hilfe für ganz wenige Frauen. Die meisten mit Alopecia areata sind eben ganz normal und möchten nur ein ganz normals Leben ohne Publikum führen. Hilft der Auftritt von Juli also anderen Betroffenen?
Was mir recht gut gefallen hat, ist, dass fundiert über Alopecia areata aufgeklärt wurde.
Auf promiflash.de gab es sogar eine Umfrage. Demnach haben wir in den letzten Jahrzehnten offenbar doch einiges erreicht. Zu meiner Zeit wäre das Ergebnis anders ausgefallen.
Letzte Woche kam sogar das Thema Perücken und Haarspendeaktionen umfassend zur Sprache. Auch das macht Mut!
Dennoch bin ich natürlich an eurer Meinung interessiert. Vielleicht habt ihr Lust? Dann unter Kommentare: Die Diskussion ist eröffnet!

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